Wer hat die meisten Lecks?
Main-Echo Pressespiegel

Wer hat die meisten Lecks?

Trinkwasser: Laut Gutachten 23 Prozent Leitungsverluste im oberen Kahlgrund - Umfrage bei Bürgermeistern - Grund nicht nur kaputte Rohre
SCHÖLLKRIPPEN/WIESEN  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLBis zu 23 Pro­zent des Trink­was­sers geht im obe­ren Kahl­grund auf dem Weg zum Ver­brau­cher ver­lo­ren. Diese Zahl nannte Gutachter Lukas Knoll kürzlich in Kleinkahl bei der interkommunalen Gemeinderatssitzung zum Thema Wasserversorgung, an der die Gemeinderäte von Kleinkahl, Schöllkrippen, Sommerkahl, Westerngrund und Wiesen teilnahmen.
Im Durchschnitt sollten die Wasserverluste zehn Prozent nicht übersteigen, sagte er. Doch wo entstehen die hohen Wasserverluste? Und wo gibt es weitere Defizite bei der Wasserversorgung? Dazu hat das Medienhaus Main-Echo die Bürgermeister der fünf Gemeinden befragt.
Sommerkahl
Sicherlich nicht in Sommerkahl, das ist für Bürgermeister Albin Schäfer (CSU) gewiss. Die Wasserverluste in seiner Gemeinde betragen gerade einmal fünf Prozent. Zu verdanken habe man das der Tatsache, dass in den vergangenen Jahren viel gebaut wurde. Zum Beispiel wurde die Wilhelminen- und die Frankenstraße saniert. Dabei wurden stets die Wasserleitungen mit erneuert.
Ansonsten sei die Wasserversorgung in seiner Gemeinde tipptopp, so Schäfer. Die Beseitigung der kleineren Mängel in dem Bericht wurde inzwischen in Auftrag gegeben. Lediglich der zu geringe Wasserdruck in den Neubaugebieten solle erst mit der nächsten Sanierung des Hochwasserbehälters in Angriff genommen werden.
Kleinkahl
Bürgermeisterin Angelika Krebs (Freie Wähler) hat laut Gutachten in ihrer Gemeinde Kleinkahl 18 Prozent Wasserverluste. Allerdings kommt ihr die Zahl sehr hoch vor, denn in den vergangenen Jahren wurden die großen Durchgangsstraßen saniert und dabei die Wasserleitungen ausgetauscht. Die laut dem Gutachten wichtigste Maßnahme in ihrer Gemeinde sei der Neubau der Quellfassung für die Klafferbornquelle, der zusammen mit Schöllkrippen angegangen werden müsse.
Westerngrund
In Westerngrund wurden vor 2016 mehr als 20 Prozent Wasserverlust pro Jahr verbucht. Nach Angaben von Bürgermeister Brigitte Heim (Wählervereinigung Wir) wurde dann eine Firma mit der Leckortung im gesamten Ortsgebiet beauftragt. Deren Beseitigung habe, zusammen mit der Ertüchtigung des Hochbehälters in Oberwestern, einen Rückgang der Wasserverluste auf elf bis zwölf Prozent bewirkt. Leider hätten aber mehrere Wasserrohrbrüche in den vergangenen zwei Jahren wieder einen Anstieg zwischen 14 und 16 Prozent beschert.
Auch in Westerngrund steht in den nächsten Jahren eine Sanierung der Ortsdurchfahrt an, was die Verluste weiter reduzieren könnte. In der Ortsdurchfahrt Huckelheim liegen laut Heim die ältesten Leitungen der ganzen Gemeinde. Laut Defizitanalyse des Gutachters müssen in Westerngrund neue Quellen gefunden werden, um den Bedarf langfristig zu decken. Die Hochbehälter Huckelheim und Westerngrund seien in die Jahre gekommen, zudem seien einige kleinere Instandhaltungsmaßnahmen notwendig.
Wiesen
In Wiesen beziffert Bürgermeister Willi Fleckenstein (Dorfgemeinschaft) die Wasserverluste mit derzeit 12 bis 14 Prozent. Man hat auch schon mal bei 23 Prozent gelegen, habe das aber reduzieren können, etwa durch die Verlegung neuer Leitungen in der Lindenstraße.
Natürlich mache sich jeder Rohrbruch bemerkbar. Man mache daher zum Beispiel turnusmäßig Nachtmessungen, die anzeigen, wo Wasser verloren geht. Mangels Personal könne die Gemeinde diese Messungen aber nicht »alle vier Wochen« machen.
Zwingend notwendig ist es für die Gemeinde Wiesen ebenfalls, neue Quellen zu erschließen. Hier erfolgte vor zwei Jahren bereits eine Versuchsbohrung, und es werde in Zukunft weitere geben, so Fleckenstein. Erst wenn feststehe, wo künftig das Wasser herkomme, könne auch ein neues Wasserwerk gebaut werden, denn laut Bericht weist das derzeitige Wiesener Wasserwerk größere Mängel auf.
Schöllkrippen
In Schöllkrippen wurden die Wasserverluste vor einigen Jahren noch auf 30 Prozent geschätzt. Der Markt habe aber in jüngster Zeit viel Geld und Zeit in die Beseitigung von Leckagen gesteckt, und dabei einige Erfolge erzielt, sagt Bürgermeister Marc Babo (CSU). Die Wasserverluste seien jetzt wesentlich geringer als noch im Sommer vergangenen Jahres. So wurde in der Laudenbacher Straße im vergangenen Jahr ein Leck entdeckt, aus dem so viel Wasser geflossen ist, »das hätte gereicht, um einen ganzen Ortsteil zu versorgen«, so die Kleinkahler Bürgermeister Angelika Krebs.
Eine weitere Besserung erhofft sich Babo durch die Sanierung der Aschaffenburger Straße, die in diesem Jahr beginnt. Allerdings bleibt in Schöllkrippen noch einiges zu tun. Das Gutachten nennt hier zum Beispiel den Austausch der 60 Jahre alten Rohrleitung von der Pumpstation Schneppenbach zum Hochbehälter in Hofstädten.
Warum sind aber die Wasserverluste angeblich so hoch, wenn doch einiges verbessert wurde? Es liegt auf jeden Fall nicht daran, dass Schöllkrippen mit seiner hohen Einwohnerzahl hier besonders ins Gewicht fällt, erklärt Willi Fleckenstein. Die Berechnung bezieht sich auf Gesamt-Einwohnerzahl der fünf Gemeinden.
Wasserentnahme als Verlust
Laut Albin Schäfer liegt es zum Teil daran, dass hier mehrere Jahre zusammengezählt wurden. Es könne aber auch an der Zählweise der Wasserverluste liegen, so Schäfer. Die sei von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Wenn etwa Rohre gespült werden, werde das verwendete Wasser als Wasserverlust gezählt. Gleiches gelte, wenn Wasser aus einem Hydranten entnommen werde, erklärt Willi Fleckenstein. In Kleinkahl wurde beispielsweise der Sportplatz im Sommer mit Wasser aus dem Hydranten bewässert. Das fällt dann auch unter Wasserverluste, so Angelika Krebs.
Letztlich sei damit schwer zu sagen, wie viel Wasser tatsächlich durch lecke Rohre verloren geht, so die Bürgermeister. Und die Wasserverluste auf Null zu reduzieren, ist gar nicht möglich.

05.03.2023
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