Pläne für Wiesens historisches Dorfzentrum bei Bürgerversammlung vorgestellt
Main-Echo Pressespiegel

Pläne für Wiesens historisches Dorfzentrum bei Bürgerversammlung vorgestellt

Bürgerversammlung: Sichere und barrierefreie Wege - Platz für Biergarten - Neue Wasserleitung
WIESEN  Das In­ter­es­se der Wie­se­ner Be­völ­ke­rung an der Ent­wick­lung ih­res Dorfs ist groß. Mit über 100 Bür­ger sind rund zehn Pro­zent der Be­völ­ke­rung am Mitt­woch­a­bend in die frisch sa­nier­te Turn­hal­le zur Bür­ger­ver­samm­lung der klei­nen Spess­art­ge­mein­de ge­kom­men. Bür­ger­meis­ter Wil­li Fle­cken­stein stell­te die Plä­ne für die Neu­ge­stal­tung des his­to­ri­schen Orts­zen­trums zwi­schen der Gast­stät­te Spess­artein­kehr und dem Rat­haus vor. Auch, um ein Stim­mungs­bild der Be­völ­ke­rung zu be­kom­men, wie er sag­te, denn ein­zel­ne Ge­mein­de­rä­te sei­en skep­tisch ge­we­sen, ob sich ei­ne sol­che Maß­nah­me loh­ne.

Der aktuelle Entwurf der Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung sieht vor, die Dr.-Frank-Straße im Bereich der Gaststätte Spessarteinkehr nach Westen hin in Richtung Schloss zu verschieben. Dadurch ließe sich die Einmündung in die Hauptstraße harmonischer gestalten, so Fleckenstein. Vor der Gaststätte könnten zwei Stellplätze entstehen. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo meist wild geparkt werde, bliebe noch Platz für einen Grünstreifen.

Die aktuell fast bis zur Straße reichende Einfriedungsmauer an der Gaststätte soll zurückgebaut und durch eine neue Mauer ersetzt werden. Dadurch würde sich der Außenbereich des Lokals für einen Biergarten vergrößern und das dort noch übliche Wildparken unterbunden, so Fleckenstein. Ein neu gepflanzter Baum am Ende der Mauer wäre auch ein Schattenspender für den Gastronomie-Außenbereich. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite könne ein weiterer Baum gepflanzt werden. Dort, neben dem Weg zum Kriegerdenkmal, soll das Gefälle durch Natursteinstufen abgefangen werden.

Auf der Seite der Spessarteinkehr würde der neue, 1,5 Meter breite Gehweg verlaufen, der bis zur Höhe des Rathauses führt. Neben einer gepflasterten Straßen-Querung im unteren Bereich soll bergan eine weitere Straßenquerung geschaffen werden. Damit würde eine barrierefreie Verbindung zu Kirche und Kirchberg entstehen. Die bestehende Treppe würde versetzt.

Die Gemeinde habe damit auf Wünsche von Senioren reagiert, die sich einen treppenstufenfreien Zugang von der Dr.-Frank-Straße durch die Öffnung in der historischen Kirchenmauer gewünscht haben, erläutert der Bürgermeister.

Die aktuelle Kostenschätzung für die Maßnahme liegt laut Fleckenstein bei 370.000 Euro. Über die Teilnehmergemeinschaft der Dorferneuerung würden 57 Prozent der förderfähigen Kosten getragen werden.

Hinzu kämen allerdings weitere Kosten. Denn im Zuge der Baumaßnahme empfehle sich der Austausch der Wasserleitung, die noch aus dem Jahr 927 stammt und die Erneuerung eines vor 1960 gebauten Kanals. Hier ließen sich die Kosten, die auf die Gemeinde zukommen, noch schwer abschätzen, räumte der Bürgermeister ein. Aber er gab zu bedenken: Selbst wenn man 200.000 Euro investieren müsste, wäre dies eine große Aufwertung des Bereiches und ein schöner Schlusspunkt der Dorferneuerungsmaßnahmen in Wiesen.

Die Wortmeldungen der Bürger waren durchweg positiv. »Ich bin dafür«, sagte Sebastian Mill. Auch Altbürgermeister Gerhard Büdel sprach von einer Win-Win-Situation. »Wir bekommen einen durchgängigen Gehweg, der zur Schule und zum Kindergarten führt.« Als »eine tolle Sache« bewertete auch Tina Steigerwald die Pläne für den sicheren Gehweg zum Kindergarten und zur Schule.

Arnold Fleckenstein, der die Pläne im Anschluss an die Versammlung als »Superidee« lobte, erkundigte sich nach einer möglichen Beteiligung der Kirche, die der alleinige Nutznießer sei. Da sehe er keine Chance, sagte Willi Fleckenstein am Rande der Veranstaltung. Zumal der Weg auf gemeindlichem Grund liege und nicht nur von Kirchenbesuchern, sondern auch von Kindern und Patienten genutzt werde, die zur ärztlichen Sprechstunde ins Rathaus kommen. Was die Kirche wohl übernehme, sei die Sanierung der Kirchenmauer.

Kirchenpfleger Hildebert Steigerwald merkte an, dass der Wunsch nach einer barrierefreien Verbindung zum Gotteshaus nicht von der Kirche ausgegangen sei. Christoph Büdel vertrat die Ansicht, dass sich eine solche Investition in jedem Fall lohnen würde. Er verwies auf den Wertgewinn von Baumaßnahmen in Zeiten der Inflation: »Was sind 150.000 Euro noch in zehn Jahren wert?«

Die Sicherheit der Wege für Schulkinder thematisierte auch Sandra Eckerth. Sie forderte eine sicherere Querung für Schulkinder im Bereich Aschaffenburger-/Spessartstraße. Ampel oder Zebrastreifen seien leider schwer durchsetzbar, wenn noch kein Unfall passiert ist. Der Bürgermeister sagte, er werde Kontakt zu den Verkehrsbehörden aufnahmen, regte aber an, kurzfristig die Idee von Schulwegbegleitern oder Schülerlotsen wiederzubeleben. Vor einigen Jahren sei das Projekt in Eigeninitiative erfolgreich gewesen. Arnold Fleckenstein kritisierte den »Schilderwald« und die Tempo-70 Schilder, auch innerhalb des Ortsgebiets. Er regte eine Unterschriftenliste an. Mit 200 Unterschriften könnte man eventuell etwas erreichen.

Hintergrund: Einwohnerentwicklung und Finanzen

Seit der letzten Bürgerversammlung vor einem Jahr wurden laut Bürgermsiter Willi Fleckenstein neun Kinder geboren und es wurden sieben Ehen geschlossen.Die Zahl der Einwohner ist seit Oktober 2021 um 36 auf 1078 gestiegen, davon sind 540 weiblich und 538 männlich. 76 Personen unterhalten einen Nebenwohnsitz in der Gemeinde. Insgesamt leben aktuell 57 Menschen ausländischer Staatsbürgerschaft in Wiesen, darunter 17 ukrainische Kriegsflüchtlinge, deren Zahl seit März um 14 gesunken ist. Viele hätten andernorts einen Arbeitsplatz gefunden. Zwei Familien seien in ihre ostukrainische Heimat zurückgekehrt. Fleckenstein dankte den Wiesenerinnen Barbara Goretzki, Lisa Elsesser, Doris Pfaff und Christina Braun, die Kurse zur Erlernung der deutschen Sprache abgehalten und so den Frauen und Kindern das Zurechtkommen etwas erleichtert haben. Friedhelm Kleespies habe bei der Formularbearbeitung tatkräftig mitgeholfen. Zu Beginn des Jahres 2021 verfügte die Gemeinde Wiesen laut Bürgermeister Willi Fleckenstein über ein Guthaben von rund 3.8 Millionen bei einem Schuldenstand von rund 222.000 Euro. Bis Ende 2022 werden die Schulden durch ordentliche Tilgung auf etwa 187.000 Euro reduziert, was einer pro Kopf Verschuldung von etwa 175 Euro entspricht. Der Durchschnitt bayerischer Gemeinden mit vergleichbarer Größe liegt bei 617 Euro. Am 3. November hatte die Gemeinde ein Guthaben von 3.34 Millionen Euro.

Auf der Einnahmen-Seite sei der Wegfall der 147.000 Euro Schlüsselzuweisungen größter Posten. Der Wegfall sei der guten Umlagekraft der Gemeinde im Jahr 2020 geschuldet. Als die Gemeinde den diesjährigen Haushaltsplan aufgestellt hatte, sah es so aus, als ob man nur 24.000 Euro, also etwa 270.000 Euro weniger vom Verwaltungshaushalt zum Vermögenshaushalt zuführen können. Nachdem sich die Gewerbesteuereinnahmen im Vergleich zum Ansatz auf etwa 1,6 Millionen Euro verdreifachen werden, werde es nun eine wesentlich höhere Zuführung in den Vermögenshaushalt geben.

Die Bürger Wiesens...

... konnten bei der Bürgerversammlung auch die neu sanierte Turnhalle in Augenschein nehmen. Einen wichtigen Hinweis gab Bürgermeister Willi Fleckenstein. Er riet den Besuchern, im Sanitärbereich nicht zu nahe an die Duschköpfe zu kommen. Die reagierten auf Sensorkontakt.

18.11.2022
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