Notfall-Tipps über Blankenbach hinaus
Main-Echo Pressespiegel

Notfall-Tipps über Blankenbach hinaus

Katastrophenschutz: Broschüre der Feuerwehr findet Nachahmer - Auch bei der Verteilung neue Wege gegangen
BLANKENBACH  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLWie ver­hal­te ich mich in ei­nem Not­fall rich­tig? Da­zu gibt ei­ne Bro­schü­re Hin­wei­se, die von der Blan­ken­ba­cher Feu­er­wehr spe­zi­ell für ih­ren Ort er­s­tellt wur­de. Sie war ein so gro­ßer Er­folg, dass in­zwi­schen be­reits die zwei­te Aufla­ge von je­weils 500 Stück ge­druckt wur­de. Andere Feuerwehren im Kreis haben sie für ihren Ort kopiert und angepasst, etwa die Feuerwehr in Mainaschaff.
Der stellvertretende Blankenbacher Feuerwehrkommandant Mike Steigerwald erzählt, wie es dazu gekommen ist.
Als vor rund einem Jahr der Ukraine-Krieg ausbrach, war den Feuerwehrmännern klar, dass sie sich auf eventuelle Gas-Mangellagen einstellen mussten. Daher überlegten sie sich, was zu tun sei. Schnell wurde deutlich, dass sich die Ortsbürger bislang wenig mit dem Thema beschäftigt hatten. »Sie fühlten sich nicht gut informiert«, so Steigerwald.
Feuerwehrhaus als Leuchtturm
Dabei gab es schon vorher etwa das »Leuchtturmkonzept« im Kreis, das bei längeren Stromausfällen greift. Die Feuerwehrgerätehäuser, die über eine eigene Stromversorgung verfügen, dienen dann als Leuchtturm in der Dunkelheit, also als Anlaufstelle für alle Ortsbürger, die Hilfe brauchen. Obwohl dies schon mehrmals in Blankenbach bei Stromausfällen der Fall war, ist das in der Bevölkerung nicht so bekannt.
Daher wurde die Broschüre erstellt, die Hinweise für das Verhalten bei Bränden, Unfällen, Extremwetterlagen, medizinischen Notfällen oder dem Ausfall der Strom-, Gas- und Wasserversorgung gibt. Wichtig war es den Feuerwehrleuten dabei, nicht einfach allgemeine Handreichungen abzukupfern, sondern auch spezielle Empfehlungen für den Ort zu geben, etwa wo sich Defibrillatoren befinden, oder dass in Blankenbach Selbsthilfe-Sets des Kreises zur Hochwasserbekämpfung eingelagert sind.
Bei den Ratschlägen halfen Fachleute, etwa beim Thema Gasversorgung, oder aber eigene Erfahrungen, wie man sie zum Beispiel bei den Einsätzen während der Überschwemmung im Ahrtal gemacht hatte. Dort hatten nämlich viele Bürger nicht auf die warnenden Sirenen gehört, erzählt Steigerwald. Eine Seite der Broschüre dient dann noch der Mitgliederwerbung für die Feuerwehr.
Auch was die Verteilung der Broschüre anging, ist die Feuerwehr in Blankenbach neue Wege gegangen. »Uns war klar, wenn wir sie einfach dem Mitteilungsblatt beilegen, werden sie schnell weggeschmissen«, erzählt Steigerwald. So haben die Feuerwehrleute die Faltblätter zusammen mit einem kleinen Geschenk - einer Taschenlampe mit Handbetrieb - in eine eigens dafür erstellte Stofftüte verpackt und sind damit von Tür zu Tür gegangen. Einen Großteil der Kosten dafür übernahm die Gemeinde.
Erfolgreiche Mitgliederwerbung
Es sei ihnen weniger darum gegangen, die Bürger zu verunsichern oder zu verängstigen, sagt Steigerwald, vielmehr darum, diese zu informieren. Dass mittlerweile die Lage bei der Gas- und Stromversorgung deutlich sicherer geworden ist, stört den stellvertretenden Kommandanten dabei nicht. Hauptsache sei, dass die Leute den Leitfaden haben. Und auch mit der Mitgliederwerbung hat es geklappt. Durch die Aktion hat die Blankenbacher Feuerwehr mehrere neue Kameraden gewonnen, darunter auch einen Mediziner. »Allein das war schon die ganze Sache wert«, sagt Steigerwald.


07.02.2023
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