Dabei erweitert sich der Kreis der Gäste weit über den Kahlgrund hinaus, kann Klaus Simon, Vorsitzender des Vereins »Der Kahlgrund brennt«, feststellen. Seine eigenen Übernachtungsmöglichkeiten und die im benachbarten Hotel in Wasserlos werden in den vergangenen Jahren mit steigender Tendenz von Schnapsfreunden aus der Rhön und sogar aus dem Ruhrgebiet genutzt, um die Veranstaltung besuchen zu können. Weil dies auch im ganzen Kahlgrund zunehme, könne man bei »Der Kahlgrund brennt« mittlerweile von einem Wirtschaftsfaktor sprechen.
Simon hatte Weißwein in der Brennblase, aus dem nach mehrjähriger Lagerung im Holzfass ein bekömmlicher Weinbrand werden soll. Im obstarmen Brennjahr 2024 setzten die Kahlgrundbrenner heuer auf Liköre, wozu Simon die Birne-Helene ausgewählt hatte.
Das Weingut Höfler in Michelbach verzichtete mangels ausreichendem Obst-«Brennstoff« auf das Schaubrennen und setzte bei der Likörbereitung auf die Wildfrucht Schlehe.
Edelbrenner Bernhard Reus in Albstadt brannte einen Gin, den er mit dem Zusatz von Zitrusfrüchten verfeinert. Den Wacholderbrand könne man gut mit Botanicals anreichern, so Reus, der dem diesjährigen Motto gemäß erstmals einen Haselnusslikör kreiert hatte.
Nachbar Michael Roßmann hatte für den Schaubrand Zwetschgen und Mollebuschbirnen besorgt und für den Chartreuse-Likör das Kraut im eigenen Garten geerntet. Unter anderem mit 30 Sorten selbst gebackenen Kuchen mit Dinkelmehl lockten die Roßmanns in den Genussort Albstadt.
Severin Simon am Dörsthof brannte Spätburgunder-Rotwein. Ein Weinbrand sei einfach zu brennen und es bliebe mehr Zeit den Gästen das Erstellen der Destillate zu erklären. Für den Likörausschank hatte er erstmals einen Pfefferminz- und einen Salzkaramell-Likör vorbereitet.
Weil das Kernholz der Obstbäume im Winter die Aromen speichere, habe er vor zehn Jahren Apfel-, Birnen-, Zwetschgen-, Zeder- und Maulbeerbäume entkernt und das Holz in Alkohol eingelegt, schilderte Arno Dirker in Niedersteinbach. Herausgekommen seien äußerst fruchtige Liköre, die bei den Gästen bestens ankamen. In der Brennblase hatte er heuer Apfelwein, dessen Brand er in Anlehnung an den französischen Calvados »Kahlgrundos« bezeichnen will.
Mangels (Obst)Masse hatten Andreas und Sandra Pfarr in Schimborn einen letztjährigen Mollebusch-Rohbrand in der Brennblase, um ihn zu einem Feinbrand zu veredeln. Die Frage nach einer Likörvariation stellt sich bei Pfarrs nicht, weil der hausgemachte Eierlikör warm oder kalt, mit oder ohne Sahne, der Renner ist.
Bei Christoph Rosenberger in Schöllkrippen, bekannt für seine Apfelbrände aus alten Kahlgrundsorten, fiel die diesjährige Ernte wegen Frost komplett aus. Dafür brannte er einen »Äbbelwoi«. Die Johannisbeeren aus dem eigenen Hausgarten wurden bisher überwiegend zu Gelee verarbeitet, heuer hatte er einen Johannisbeerbrand gefertigt, den er zu einem Johannisbeer-Likör veredelte.
Walter Rothenbücher in Schneppenbach deutete den Ansturm beim Brennertag in »Flächenbrand im Kahlgrundland« um. Er hatte einen Gin im Kessel, dessen Zusammensetzung aus Wacholder und verschiedenen Botanicals gut zu erklären wäre. Liköre bot er gleich zwei Sorten an, einen aus Sauerkirschen und den anderen aus rotem Weinbergpfirsich. Daneben hatte Rothenbücher noch zwei neue Brände im Angebot, einen aus der Zitronenbirne und aus der »Köstliche von Charneux«.
Eines hatten alle Kahlgrundbrenner gemeinsam: Neben den edlen Destillaten wurden dazu passende kulinarische Köstlichkeiten, musikalische und spielerische Unterhaltung geboten.
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