Die Wasserversorgung ist das brennende Thema
Main-Echo Pressespiegel

Die Wasserversorgung ist das brennende Thema

Bürgerversammlung: 65 Sommerkahler haben zudem noch Fragen zum geplanten neuen Feuerwehrgerätehaus und zum Kindergarten
SOMMERKAHL  Die Was­ser­ver­sor­gung war das Haupt­the­ma bei der Som­mer­kah­ler Bür­ger­ver­samm­lung am Mitt­woch­a­bend, zu der über 65 Bür­ger ins Schüt­zen­haus ge­kom­men wa­ren. Kein The­ma war hin­ge­gen die von Sc­höllkrip­pen ge­plan­te Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge, zu der kei­ne ein­zi­ge Fra­ge kam.

Vielleicht, weil Bürgermeister Albin Schäfer (CSU) sagte, seit den Informationsveranstaltungen im September gebe es hier nichts Neues.

Ausführlich legte Schäfer die Wassersituation der Gemeinde dar. Noch gibt es keinen Wassermangel in Sommerkahl, erklärte er, die Situation werde aber kritisch. Der tägliche Wasserbedarf liege bei etwa 150 Kubikmetern, im Sommer würden Spitzenwerte von 210 Kubikmetern erreicht. In trockenen Sommern lasse die Ergiebigkeit der vier Quellen aber stark nach, das Minimum lag bei 226 Kubikmetern am Tag. Schäfer: »Wenn eine von den vier Quellen ausfällt, haben wir ein Riesenproblem.«

Zwei Möglichkeiten

Und bei einem Feuerwehreinsatz oder einem Wasserrohrbruch, wenn viel Wasser entweiche, sei der Hochbehälter, der rund 720 Kubikmeter fasst, schnell leer. Ihn wieder zu füllen, könne 30 Tage dauern. Bei einem Leck in der Wilhelminenstraße seien im August binnen zwei Stunden 300 Kubikmeter Wasser weggeflossen. Es habe eine Woche gebraucht, dies wieder auszugleichen. Schäfer sah eigentlich nur zwei Möglichkeiten, das fehlende Wasser zu beschaffen: Anschluss an die Fernwasserversorgung oder ein Zusammenschluss der Kommunen im oberen Kahlgrund.

Ein Wasserbetrieb braucht Personal. Und hier hat Sommerkahl laut dem Bürgermeister ebenfalls ein Problem. Denn Kleinversorger sind keine beliebten Arbeitgeber. Personal zu finden sei in allen Bereichen schwierig. Bisher gibt es hier eine Kooperation mit Westerngrund. Man habe externe Betreiber angefragt, doch der Gemeinderat sei sich einig, dass das Personal in kommunaler Hand bleiben solle.

Zweckverband vom Tisch?

Walter Glaab fragte hierzu, ob der Wasserzweckverband vom Tisch sei. Wolfgang Schloth sagte, seit der interkommunalen Sitzung im Januar in Kleinkahl habe man nichts mehr davon gehört. »Seitdem wurde auch nicht mehr darüber geredet«, entgegnete Schäfer. Momentan habe niemand Bestrebungen, weiterzumachen. Es sei nie die Rede gewesen, einen Zweckverband zu gründen, sondern nur von Zusammenarbeit, speziell personeller Zusammenarbeit.

Ute Glaab fragte, ob die wasserrechtliche Genehmigung durch ist, die Entnahmemenge zu erhöhen. Laut Schäfer bekomme man definitiv eine Genehmigung für vier oder fünf Jahre. Er wolle aber eine für 20 Jahre, und zwar für 55.000 Kubikmeter im Jahr statt bisher 45.000. Eva Schaab schlug vor, einen neuen Wasserspeicher zu bauen. Zudem Ehrenamtliche zu finden, die sich als Wasserwarte ausbilden lassen. Die Antwort von Bürgermeister Albin Schäfer lautete, dass ein neuer Wasserspeicher viel Geld kostet, das auf den Wasserpreis umgelegt werden muss. Mit den jetzigen Lagermöglichkeiten könne man drei/vier Tage überbrücken. Der klassische Wasserwart sei zudem ein Auslaufmodell. Zur Bedienung sei eine Fachkraft für Wasser- und Versorgungstechnik vorgeschrieben. Deren Ausbildung dauere drei Jahre. Bei über 5000 Einwohnern ist sogar ein Wassermeister erforderlich, der vorher fünf Jahre gelernt haben muss. Steffen Glaab fragte, ob man sich schon um eine derartige Kraft bemühe, da der aktuelle Wasserwart nicht mehr der Jüngste sei. Hier müsse man sich mit anderen Gemeinden zusammensetzen, so Schäfer.

Ein weiteres Thema war das Feuerwehrgerätehaus. Bei einem Umbau am jetzigen Standort werde es für den Bauhof eng. Ein neues Feuerwehrhaus sollte dagegen nicht im Ortskern stehen, sondern so, dass die Feuerwehr überall schnell hinkommt.

Standortsuche

Dafür käme eigentlich nur ein Platz zwischen Vormwald und Sommerkahl in Frage. Nächstes Jahr sei dafür ein kleinerer Betrag im Haushalt eingestellt, das Jahr darauf 800.000 Euro. Simon Schloth fragte, warum im Finanzplan nur eine kleine Summe vorgesehen sei. Das könne man notfalls im Nachtragshaushalt ändern, sagte Schäfer. Er gehe aber davon aus, dass es mindestens ein Jahr dauere, bis ein Standort gefunden sei. Josef Forster fragte, warum es noch zwei Feuerwehren gibt. Es gibt nur eine Feuerwehr, aber zwei Feuerwehrvereine, entgegnete der Bürgermeister. Die kosten der Gemeinde kein Geld. Im Gegenteil: Allein im vergangenen Jahr hätten sie die Gemeinde mit 30.000 Euro unterstützt.

Personalmangel

Mariella Völker hat im Bericht des Bürgermeisters den Kindergarten vermisst. Stimme es, dass auswärtige Kinder eher genommen würden als Einheimische? Bürgermeister Schäfer verwies darauf, dass wegen Personalmangel 15 Plätze nicht besetzt seien. Er hoffe aber, dass im Januar wieder die volle Kinderzahl betreut werden kann. Sommerkahler Kinder würden immer auswärtigen vorgezogen, aber man helfe anderen Kindergärten aus, denn diese hätten Kinder aus Sommerkahl aufgenommen, als es hier nicht genug Plätze gab.

Heinz Cressmann fragte, wie es mit dem Glasfaserausbau aussieht. Es sei ihm versprochen worden, es gehe im Frühjahr weiter, so Schäfer: »Nur in welchem Frühjahr wissen wir nicht.« Weiter fragte Kressmann, wann die Haus- und Grundsteuer B wieder gesenkt werde, wie einst versprochen. Da sehe es nicht gut aus, so Schäfer, denn allein durch den Wegfall der Straßenausbaubeiträge fehlten der Gemeinde 75.000 bis 80.000 Euro Einnahmen im Jahr.

Wolfgang Schloth bezeichnete den neuen Parkplatz in der Ortsmitte als Fehlinvestition. Dort sollten die Schulbusse drehen. Anscheinend seien aber die Länge und der Wendekreis eines Busses dem Planer nicht bekannt gewesen. Schäfer entgegnete, der Platz reiche. Die Busse seien dort schon in seinem Beisein herumgefahren. Schloth fragte weiter, warum im Mühlweg Halteverbotsschilder aufgestellt wurden. Weil sonst keine Lkw ein- und rausfahren könnten, so Schäfer. Die Müllabfuhr habe sich beschwert.

Interesse an Seniorencafé?

Christian Völker möchte, dass die 30er-Zone in der Wilhelminenstraße besser beschildert wird. Der Bürgermeister hat bereits Aufkleber für die Straße bestellt. Eva Schaab vermisst das frühere Seniorencafé, das es vor Corona gab. Sie musste erfahren, dass es an freiwilligen Helfern fehle. Schäfer will einen Aufruf im Gemeindeblättchen starten und beim Seniorentag nachfragen, ob Interesse am Seniorencafé besteht. Florian Hellenthal fragte, ob man nicht für die Jugend ein Spielfeld einrichten könnte, eventuell aus Geldern des Regionalbudgets. Das sei in seinem Sinne, sagte der Bürgermeister. Er habe da schon eine Idee im Kopf.

Im Überblick: Aus dem Bericht des Bürgermeisters

Einwohnerzahl: Derzeit rund 1300 Bürger, 20 weniger als im Jahr zuvor, was vor allem an Wegzügen von ukrainischen Flüchtlingen liegt. Geburten wurden acht verzeichnet, ebensoviele Sterbefälle. Die älteste Bürgerin wurde gerade 95, der älteste Bürger wird nächstes Jahr 99.

Finanzen: Das Volumen des Haushalts liegt jedes Jahr zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro. Der Schuldenstand wurde die vergangenen Jahre stetig abgebaut und liegt bei 437 Euro pro Kopf, deutlich unter dem Landesdurchschnitt von über 700 Euro. Hinzu kommen etwa 80 Euro Schulden der Verbände. Die weitere Entwicklung sieht allerdings nicht gut aus. Die Kreisumlage wird kommendes Jahr auf über 700.000 Euro steigen, ebenso steigen die Umlagen für die Verwaltungsgemeinschaft und den Schulverband. Die Einkommenssteuer ist mit über 700.000 Euro die wichtigste Einkommensquelle, gefolgt von den Schlüsselzuweisungen mit fast 600.000 Euro. Die Gewerbesteuer geht seit Corona kontinuierlich nach unten.

Projekte: Begonnen wurde mit der Umgestaltung des Friedhofs. Diesen Winter wird im Rahmen der Ortskernsanierung der Verbindungsweg durch den Gründel gebaut. Hierfür gibt es einen Zuschuss für die Gesamtmaßnahme von 670.000 Euro bei etwas über einer Million Investitionssumme. Am Kinderspielplatz sollen noch ein Bewegungsparcours und ein Zaun installiert werden. An der Schule wurde das Dachgeschoss für die Mittagsbetreuung ausgebaut. 70 von 115 Kindern nehmen diese in Anspruch. Der späte Ausbau brachte einen finanziellen Vorteil: Waren anfangs nur FAG-Mittel von 55 Prozent als Förderung zugesagt, gibt es jetzt noch Geld aus einem im Mai neu aufgelegten Sonderprogramm Mittagsbetreuung. In diesem Jahr steht in der Schule die Toilettenerneuerung an.

Innenentwicklung: Die Gemeinde hat keine Baugrundstücke mehr. Neubaugebiete mit 20 oder 30 Grundstücke wird es die nächsten Jahre nicht mehr geben. Es gibt in der Gemeinde aber einige leere Grundstücke, viel leer stehender Wohnraum oder Gebäude, in denen nur eine Person wohnt. »Wir werden ein Auge darauf haben«, sagte Bürgermeister Schäfer.

Barbaramarkt: Dieser erfolgt unter erschwerten Bedingungen, da wegen der Baustelle dort eine Abfahrt nach Ernstkirchen fehlt. Daher gilt in der Frankenstraße ein Parkverbot. Die Anwohner sollen ihre Autos wegstellen, weil die Linienbusse dort durch müssen und es gilt Rettungswege frei zu halten. ()

16.11.2023
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