Nahversorgung: Händler auf dem Schöllkrippener Wochenmarkt größtenteils nach Stockstadt abgewandert
SCHÖLLKRIPPEN Von unserem RedakteurJOSEF PÖMMERLSie ist jetzt sozusagen Einzelkämpferin: Alexandra Bergmann alias »Die Käsemädels«. Ihr Stand ist der letzte, der auf dem Schöllkrippener Wochenmarkt verblieben ist, der jeden Mittwochvormittag auf dem Marktplatz im Ortszentrum stattfindet.
Seit 13 Jahren, von Beginn an, ist Sandra Bergmann mit ihrem Käsestand in Schöllkrippen dabei. Initiiert hatte den Wochenmarkt Karlheinz Brückner, der an seinem Stand Essig und Öle oder Bratwürste verkauft hat. Doch der ist längst in Rente gegangen, ebenso wie die »Kloßfrau« mit ihren selbst gemachten Klößen.
Einst fünf bis sechs StändeZeitweise gab es fünf bis sechs Stände auf dem Wochenmarkt, zählt Sandra Bergmann auf: ein Bäcker, ein Metzger, ein Obst- und Gemüsestand, dazu zeitweise ein Olivenstand sowie hin und wieder ein Stand mit Blumen oder Klamotten. Alle weg.
Seit Oktober kommt der Bäcker nicht mehr. Das habe auch an der Gemeinde gelegen, sagt Bernd Stenger von Bernds Brothaus. Die habe den Markt nicht unterstützt, was daran lag, dass dieser aus einer privaten Initiative heraus entstanden ist. »Wir waren da irgendwie in einer Art Grauzone«, meint Stenger. So wurde lange ergebnislos rumdiskutiert, ob man an der Straße Werbung für den Markt machen dürfe. »Irgendwann hat es mir dann gelangt«, sagt Stenger.
Dies bestätigt indirekt auch der Schöllkrippener Marktmeister Christof Lorenz. Der Markt sei eine rein private Initiative gewesen. »Wir haben nur den Platz zur Verfügung gestellt.« Er zeigt ein gewisses Verständnis dafür, dass die Marktteilnehmer abwandern. »Die Kaufkraft hat gefehlt«, sagt Lorenz. Mit Corona sei ein deutlicher Einbruch bei den Käufern erfolgt.
Zuletzt sind Ende 2023 die Metzgerei Hellenthal und Gemüse Geis abgewandert - nach Stockstadt, wo sie am 10. Januar einen neuen Wochenmarkt eröffnet haben. Sie seien »schweren Herzens abgewandert«, hat Marco Geis dabei dem Medienhaus Main-Echo gegenüber erklärt. »Wir haben ganz lange gekämpft.« Die Stände in Schöllkrippen seien aber »nicht so toll« angenommen worden, so Marco Geis.
Zumindest beim ersten Markt in Stockstadt liefen die Geschäfte dem Vernehmen nach sehr gut. Das hat seinen Grund: Hier haben in der Vergangenheit viele Geschäfte im Ortskern dicht gemacht.
Doch auch um den Marktplatz in Schöllkrippen herum gibt es Leerstände. In der Kaffeerösterei am Marktplatz weiß man noch nicht, wie sich das Schrumpfen des Marktes auswirken wird. Das müsse man abwarten, heißt es, denn dazu sei die Entwicklung noch zu jung - zumal es um den Jahreswechsel herum sowieso keinen Markt gab.
Käsemädels machen weiterSie sei gefragt worden, ob sie mit nach Stockstadt gehen wolle, sagt Sandra Bergmann. Aber das geht nicht. Mittwochs muss sie nachmittags ihre Kunden beliefern, unter anderem mehrere Dorfläden. Zusätzlich noch den Markt in Stockstadt zu bedienen, wäre für sie zu viel.
Wozu auch. Sie ist zwar inzwischen der einzige Stand in Schöllkrippen, mit dem Umsatz dort aber zufrieden. Am 31. Januar war sie zum ersten Mal in diesem Jahr wieder dort, und das Geschäft sei sehr gut gelaufen. »Alle Stammkunden waren da«, erklärt die Marktfrau.
Daher wolle sie auch in Schöllkrippen weitermachen, sagt sie. Der eigene Hofverkauf donnerstags in Hofstädten sei keine Alternative. »Meine Kunden aus Schöllkrippen kommen nicht nach Hofstädten.« Es seien viele ältere Leute dabei, für die der Weg zu weit sei.
Neues Konzept gefordertMarktmeister Christof Lorenz sieht allenfalls langfristig eine Möglichkeit, den Markt wiederzubeleben. Zwar bemühten er wie auch Sandra Bergmann sich darum, neue Marktleute anzulocken, doch so lange der Umsatz nicht stimme, werde sich da wohl niemand hinstellen. Um ihn wiederzubeleben, müsse erst einmal ein neues Konzept für den Wochenmarkt entwickelt werden.
JOSEF PÖMMERL