Der Erfindungsreiche
Main-Echo Pressespiegel

Der Erfindungsreiche

»Gute Geister in der Region«: Als Bruder eines Pfarrers brennt Christoph Rosenberger auch schon mal für Päpste
SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Re­dak­teur JÜR­GEN OVER­HOFFDie De­s­til­la­te von Chri­s­toph Ro­sen­ber­ger sind in kirch­li­chen Krei­sen wohl­be­kannt. In höchs­ten kirch­li­chen Krei­sen. Papst Jo­han­nes Paul II., Papst Be­ne­dikt der XVI. als er noch Kar­di­nal Jo­sef Rat­zin­ger war, Papst Fran­zis­kus und der Würz­bur­ger Bi­schof Franz Jung: Sie alle beehrte Christoph Rosenberger schon mit Hochgeistigem aus seiner Brennblase in Schöllkrippen. Fotos in seiner Probierstube in der Vormwalder Straße belegen dies.
Und sie verraten auch, warum Rosenberger so gut steht mit Päpsten, Kardinälen und Bischöfen: Sein Bruder Matthias ist Pfarrer und in der Region bestens bekannt. Seit einigen Jahren steht er der Hösbacher Pfarreiengemeinschaft Maria an der Sonne vor. Zuvor war er viele Jahre der leitende Pfarrer in der Aschaffenburger Pfarreiengemeinschaft Zum guten Hirten.
Christliche Entdecker
Den geistlichen Herren schenken die Brüder Rosenberger gerne den Brand vom Kardinal Bea-Apfel. Das passt: In den 1930er-Jahren fanden Jesuiten die Sorte als Zufallssämling in Baden-Württemberg und kultivierten sie von da an. Ihren ungewöhnlichen Namen hat die Apfelsorte dabei ihren christlichen Entdeckern zu verdanken. Diese benannten die Apfelsorte nach dem römisch-katholischen Kurienkardinal Augustin Bea, der zwischen 1881 und 1968 lebte und ebenfalls aus Baden-Württemberg stammte.
Nicht nur die guten Beziehungen nach »oben«, die Christoph Rosenberger pflegt, machen ihn zu einem Brenner der besonderen Art. Bemerkenswert und vermutlich einzigartig ist auch, wie der 66-Jährige seinen Beruf und seine Leidenschaft miteinander verquickt. Rosenberger ist Diplom-Ingenieur der Augenoptik. Er stand bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Brillen Imhof in der Aschaffenburger Straße in Schöllkrippen vor. Das Geschäft führt nun Rosenbergers Tochter Marina Hagen, auf die sich die Passion für das Brennen übertragen hat. Und so bleibt in dem Optik-Fachgeschäft alles wie es seit fast 30 Jahren ist: Die Brände und Geiste werden dort verkauft. Sie stehen zwischen Brillengestellen. Brille und Destille sozusagen. Und ja: Jeder Kunde, erzählt Rosenberger, der eine Brille kauft, wird mit einem Fläschchen »Sehtropfen« in Gestalt eines Destillats versorgt.
Gespür für Marketing
Ideen wie diese zeugen von Rosenbergers Kreativität und von seinem feinen Gespür für das Marketing. Vieles passt natürlich auch wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Etwa dass Christoph Rosenberger aus dem Gasthaus Zur Rose in Schimborn stammt. Da muss dem Rosenberger aus der Rose und seiner Tochter doch einfach in den Sinn kommen, eine Rose in den Gin zu befördern. Nebst anderen Ingredienzen natürlich. Die Rose heißt Abraham Darby und sie wächst im eigenen Garten in unmittelbarer Nachbarschaft des Brennkessels. Der gerade kreierte Gin heißt Abraham - ein biblischer Name! Und damit irgendwie ein Hinweis auf die Familie Rosenberger, in der Matthias nicht der einzige Pfarrer ist.
Zwischen Kirche und Kirsche
Zwischen Kirche und Kirsche ist Christoph Rosenberger sozusagen groß geworden. Und hat sich dann doch für die Brille entschieden. Aus Liebe wie er sagt. Denn seine Frau, eine geborene Imhof, stammt aus dem Optikgeschäft. Zur Brennerei kam Christoph Rosenberger erst lange nach dem Abitur in Alzenau, nach Bundeswehr und Studium. Zwar sei er in dem Gasthaus seiner Eltern und damit auch mit der Brennerei aufgewachsen. Die Lust auf das Destillieren sei in ihm jedoch erst nach dem Tod des Vaters 1994 erwacht. Der, so erzählt Rosenberger, sei im September gestorben und die Maischefässer seien der Jahreszeit entsprechend voll gewesen.
Da habe er eben die Brennblase geschürt. Die Lust kam, als er roch und schmeckte, was da aus der Brennblase floss. Und so stürzte er sich bald auf hochgeistige Fachliteratur, entwickelte seine eigene Philosophie. Und er zog seine Brennerei aus Schimborn nach Schöllkrippen um. Gegenüber des Geschäfts und seiner Wohnung im selben Haus. Mittlerweile überzeugt von seiner Arbeit nahm er dann auch an Wettbewerben teil. Und seine Destillate erhielten Auszeichnungen.
So regional wie möglich
Was deutlich macht, dass in der Brennerei Rosenberger nicht nur gute Ideen, sondern auch gute Destillate auf die Welt kommen. Brände und Geiste, in denen die Produkte der Region stecken. Darauf schwört Christoph Rosenberger. So regional wie möglich arbeitet er. Die meisten Früchte stehen auf seinen eigenen Wiesen. Anderes, wie etwa die Erdbeeren, bezieht er von einem Biohof in Großostheim. Und ja: Die alten Streuobstsorten liegen ihm am Herzen. Bei ihm wachsen Äpfel der Sorten Steinbacher und Unseld. Auf nur wenigen Bäumen. Aber sie finden den Weg in die Brennblase, die Rosenberger unverändert mit Holz schürt. Und sie werden - wie alle Produkte Rosenbergers - mit Schimborner Quellwasser auf Trinkstärke verdünnt. Wasser, das Rosenberger, selbst in Kanister abfüllt und nach Schöllkrippen transportiert.
Seit er im Ruhestand sei, habe er mehr Zeit für das Brennen, sagt der eloquente Optiker und Destillateur, der eine Fußballer-Karriere in Schimborn hinter sich hat und gerne Rad und Ski fährt. Und regelrecht erleichtert scheint er, dass seine Tochter in jedem Sinne in seine Fußstapfen tritt. Christoph Rosenberger, ein Mann mit tiefgründigem und verschmitztem Humor, hat gar Hoffnung, dass die Brennerei auch über seine Tochter Marina hinaus eine Zukunft hat. Denn immerhin, sagt er schmunzelnd, trage sein Enkel Bastian den Vornamen des Brennereigründers. Der habe 1814 das Brennrecht erworben. Bastian Hagen, der als kleines Kind von seinem Glück noch nichts weiß, wäre dann Schnapsbrenner in siebter Generation.
Alle Teile unserer Serie »Gute Geister in der Region« unter https://www.main-echo.de/gutegeister. Der QR-Code führt direkt dorthin.



25.10.2022
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben