Diese Gemeinschaft ist quasi eine Abteilung des Maschinenrings Untermain mit Sitz in Schöllkrippen. Geschäftsführer des Maschinenrings ist seit 2021 Michael Schuhmann. Der 26-Jährige ist Agrar-Ingenieur, kommt aus Frammersbach-Habichsthal und ist auf einem Bauernhof (Nebenerwerb, Grünland, Schafhaltung, Wald) groß geworden. Der Häckselgemeinschaft gehören zehn Gesellschafter (Landwirte/Höfe) am bayerischen Untermain an.
Experte Schuhmann sagt, dass Mais auf zwei verschiedenen Wegen verwertet werden kann: • Die komplette Pflanze wird mit einem Feldhäcksler kleingehäckselt, dann wird das Material siliert und später als Viehfutter oder Substrat für die Biogasproduktion genutzt.
• Man wartet bis zur Abreife der Pflanze, wie Fachleute sagen. Das heißt generell: Man wartet, bis die Samen der Pflanze komplett ausgereift sind. Dann werden mit dem Mähdrescher nur die Maiskörner geerntet, der Rest der Pflanze bleibt auf dem Acker zurück (darum soll es hier nicht gehen).
Wenn der Feldhäcksler im Einsatz ist, geht es um die Silageproduktion. Wer eine gute Maissilage erzeugen möchte, muss beim Erntezeitpunkt sehr gut aufpassen, weiß Fachmann Schuhmann. Die Abreife beginnt beim Mais (wie auch beim Getreide) nach der Kornbildung. Das bedeutet, dass die Pflanze langsam abstirbt und sich der Wassergehalt immer weiter verringert.
Und genau dieser Wassergehalt ist laut Schuhmann entscheidend für die Bestimmung des Häckseltermins auf dem Maisfeld. Denn: Der Landwirt darf dabei weder zu früh dran sein (dann ist die Kornbildung noch nicht abgeschlossen), noch sollte er zu lange mit dem Häckseln warten (dann ist die Pflanze schon zu trocken, die Silierung läuft schlechter ab).
Bei der Abreife der Pflanzen, so der Experte weiter, ist die Witterung ein entscheidender Faktor. In Dürrejahren werde der Mais bereits Ende August gehäckselt. In »normalen« Jahren sei in der hiesigen Gegend von Mitte September bis Anfang Oktober der richtige Zeitpunkt. Also vor Kurzem.
Und so läuft der Tag der Ernte ab: Der Häcksler schneidet die Maispflanzen ab, zieht sie in die Maschine und zerkleinert sie dort mit einer schnell rotierenden und mit Messern bestückten Häckseltrommel. Außerdem werden die Maiskörner in der Maschine zerkleinert.
Was der Zuschauer sieht: Nach diesen Arbeitsprozessen wird das Häckselgut über den Turm des Maishäckslers auf einen Anhänger geworfen, der an einen neben dem Häcksler fahrenden Traktor gekoppelt ist.
Wenn der Anhänger voll ist, wird er zum Bauernhof gefahren. Dort gibt es Silos, in denen das Mais-Häckselgut gelagert wird. Das Häckselgut wird vom Anhänger abgekippt und mit einem Schlepper im Silo verteilt. Der Landwirt spricht auch vom »Fahrsilo«, weil es mit einem Schlepper (oder Radlader) befahrbar ist.
Dieser Schlepper, sagt Experte Schuhmann, sei die wichtigste Maschine im ganzen Prozess. Grund: Der Schlepper verteilt das Material nicht nur im Silo, er verdichtet es auch - und zwar beim Fahren durch sein Gewicht. Schumann: »Das ist ein zentraler Punkt bei der Silageproduktion: Das Häckselgut muss im Silo verdichtet werden, der Sauerstoff wird dabei herausgepresst.«
Zusammengefasst: Der Feldhäcksler erntet den Mais, der Schlepper mit Anhänger transportieren ihn zum Silo und ein anderer Schlepper, auch Walzfahrzeug genannt, verteilt und verdichtet das Häckselgut dort.
Nächster Arbeitsschritt: Das Silo wird mit einer Folie luftdicht verschlossen. Dann beginnt der Silierprozess - die natürlich auf dem Häckselgut vorkommenden Milchsäurebakterien vermehren sich stark und bilden Milchsäure?
?und diese Milchsäure sorgt dafür, dass der pH-Wert im Silo abfällt. So wird das Futter über einen langen Zeitraum lagerfähig. Jetzt spricht der Landwirt von Silage.
Bis die Bakterien ihren Job erledigt haben und die Silage verfüttert werden kann, ziehen laut Schuhmann sechs bis acht Wochen ins Land. Und: Das Häckselgut muss ein komplettes Jahr reichen - bis eben wieder gehäckselt und damit Futter fürs Vieh produziert wird. Neben Mais lässt sich auch Gras silieren. Mais- und Grassilage sind zum Beispiel in der Milchviehfütterung die Hauptbestandteile der Futterration.
Zurück zur hiesigen Häckselgemeinschaft. Sie wurde nach Schuhmanns Angaben 2001 gegründet. Damals sei die Zahl der tierhaltenden Betriebe in der Region noch höher gewesen als heutzutage. In den Anfangsjahren sei daher neben Mais auch Gras gehäckselt worden. Mittlerweile nur noch Mais. Pro Jahr erntet die Häckselmaschine zwischen 250 und 300 Hektar Feld ab - abhängig vom Ertrag pro Hektar.
Die bisherige Häckselmaschine war in die Jahre gekommen und nach 14 Jahren entsprechend verschlissen, so Schuhmann. Daher habe man heuer einen gebrauchten Häcksler gekauft. Kosten: 297.500 Euro.
Und dieser Häcksler ist stattlich. Gewicht: 13 Tonnen (leer). Hubraum: 13 Liter. Höhe: 3,80 Meter. Breite: drei Meter. Länge: gut fünf Meter. PS: 475.
475 PS: Das ist laut Schuhmann gar nicht mal viel. Die größten Feldhäcksler bringen es heutzutage auf 1000 PS. Eingesetzt werden sie auf den großen Maisschlägen im Osten der Republik, etwa in Mecklenburg-Vorpommern. Im Vergleich hierzu sei die Auslastung des hiesigen Häckslers mit 300 Hektar im Jahr eher gering.
Für den einzelnen Landwirt der Häckselgemeinschaft Untermain bedeute das, dass er einen höheren Häckselpreis zahlen muss, als wenn er einen Lohnunternehmer mit dieser Arbeit beauftragt (ein Lohnunternehmer erhält Aufträge von Bauern; er arbeitet mit seinen landwirtschaftlichen Geräten auf deren Feldern und Äckern).
Maschinenring-Geschäftsführer Schuhmann: »Das ist den Gesellschaftern der Häckselgemeinschaft bewusst, aber sie akzeptieren diesen höheren Preis.« Das hänge unter anderem damit zusammen, dass die Häckselgemeinschaft zeitlich flexibel sei und in den meisten Fällen die Wunschtermine der Landwirte erfüllen könne. Bei stark ausgelasteten Maschinen von Lohnunternehmen könne es sein, dass dann gehäckselt wird, wenn es in den Zeitplan passt. Der optimale Häckseltermin könne da schon vorbei oder noch gar nicht erreicht sein.
Wie ist die Mais-Ernte anno 2024 ausgefallen? Agrar-Ingenieur Schuhmann: »Wir hatten ein ziemlich gutes Jahr. Das lag auch daran, dass es immer wieder geregnet hat.«
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