Radweg »eine Naturzerstörung«
Main-Echo Pressespiegel

Radweg »eine Naturzerstörung«

Bürgerinitiative: »Freunde der Kahlaue« und Bund Naturschutz fordern Stopp der Planungen bei Blankenbach
BLANKENBACH  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLPro­test rührt sich ge­gen den Aus­bau des Kahl­tal­rad­wegs zwi­schen Blan­ken­bach und Lan­gen­born bei Sc­höllkrip­pen. Die Bürgerinitiative« Freunde der Kahlaue« und der Bund Naturschutz, Kreisgruppe Aschaffenburg, fordern den sofortigen Stopp der Planungen, da die Trasse die ökologisch wertvollen Auwiesenflächen zerschneiden und Hochwasserrückhaltebereiche beeinträchtigen würde.
Durch die geplante Maßnahme würden »wertvolle Lebensräume für seltene Tierarten in den Auwiesen und am Ufersaum der Kahl unwiederbringlich verloren gehen«, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Auwiesen in Blankenbach seien eine von drei noch vorhandenen Auengebieten entlang der Kahl. Sie würden durch den Bau erheblich geschädigt.
»Steuergeldverschwendung«
Karlheinz Wissel, der Sprecher der Bürgerinitiative, bezeichnet den Bau zudem als eklatante Steuergeldverwendung. Der jetzt vorhandene Weg sei eine der am besten ausgebauten Etappen des Kahltalradwegs mit einem asphaltierten Flurwegstück. Diese Strecke soll nun auf eine asphaltierte Trasse in die Kahlauenwiesen und in weitem Bereich entlang der Kahl verlegt werden. Bei 1600 Metern Länge und vier Metern Breite würden so 7000 Quadratmeter Auenfläche versiegelt.
Den unbeschrankten Bahnübergang am jetzigen Radweg, an dem es bereits einen tödlichen Unfall gab, als ein Argument für den Bau des neuen Weges zu nehmen, lässt Wissel nicht gelten. Eine Schranke sei auch an einem Fahrradweg nicht unüblich. Die jetzt geplante Lösung, dass die Radfahrer die Bahnlinie an der Durchgangsstraße queren, berge zudem weitere Gefahren.
Die Bürgerinitiative werde sich deshalb an den Bund der Steuerzahler, an die regionale und überregionale Politik und an die entsprechenden Aufsichtsbehörden wenden, um umweltverträglichere und steuersparende Alternativen zur jetzigen Planung zu erreichen, schreibt Wissel.
Bürgermeister überrascht
Der Blankenbacher Bürgermeister Matthias Müller (CSU) wundert sich, dass er bislang noch nichts von entsprechenden Protesten gehört hat. Es sei doch vernünftig, dass man sich erst einmal an die Gemeinde wende. Auch kämen die Forderungen reichlich spät. Alle Planungen seien abgeschlossen. Demnächst sollen die Ausschreibungen erfolgen und im Juni ist der Baubeginn für den neuen Radweg geplant.
Karlheinz Wissel entgegnet dem, dass er sich schon einmal vor längerer Zeit telefonisch an den Bürgermeister gewandt habe. Zudem bestehe die Bürgerinitiative »Freunde des Kahlaue« erst seit November. Man habe sich erst einmal sammeln und festlegen müssen, auf welche Projekte man sich konzentrieren wolle.
Auch an einen Anruf kann sich Müller jedoch nicht erinnern. Der Weg sei wegen eines vom Wasserwirtschaftsamt geforderten Uferschutzstreifens inzwischen von der Kahl abgerückt worden. Zudem sei die Breite von vier Metern, davon aber nur drei asphaltiert, aufgrund einer Forderung des Wasserwirtschaftsamtes festgelegt worden. Dieses möchte den Weg für seine Fahrzeuge zur Gewässerpflege nutzen.
Nach Ansicht von Müller ist der derzeitige Weg an vier Monaten im Jahr wegen Schlamm und Pfützen kaum nutzbar. Eine Bahnschranke dort zu errichten, würde mindestens 700.000 Euro kosten.

20.03.2022
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben